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Forschen im digitalen Raum

Forschen im digitalen Raum

Promovieren - das geht auch an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart. Aber wie? In unserer Reihe stellen wir Promovierende vor, die ihren Weg mit der HdM gehen oder schon gegangen sind. Heute: Viktoria Heinzel. Sie hat mit einer Partnerschule im Ausland promoviert und sich dabei mit der Koordination und Kooperation kreativer Teams im digitalen Raum in Zeiten der Krise beschäftigt.

Vom Design-Bachelor zur Promotion im Ausland: Viktoria Heinzel hat in ihrer Karriere eine ungewöhnliche Richtung eingeschlagen. Sie wechselte als Quereinsteigerin in die Wissenschaft und durchlief dabei einen Perspektivwechsel. Doch das Interesse an der Branche der Kreativwirtschaft blieb. 

Von Stuttgart nach Zypern: HdM-Absolventin Viktoria Heinzel setzt ihre wissenschaftliche Laufbahn mit einer Promotion an einer HdM-Partnerhochschule im Ausland fort (Foto: Viktoria Heinzel)

Einstieg in die Wissenschaft

Von der Hochschule Pforzheim ging es für Viktoria an die HdM nach Stuttgart. Auf den Bachelor in Mode- und Textildesign folgte der Master – allerdings in einem anderen Bereich. Ihre Wahl fiel auf den damals neu entwickelten Master of Media Research. „Ich habe ich mich dann mit Prof. Dr. Martin Engstler in Verbindung gesetzt und mich beworben“, erzählt sie rückblickend.

Der Forschungsleuchtturm CREAM (Creative Industries, Entrepreneurship and Media Society) passte zu ihrem kreativen Hintergrund. Die forschungsorientierten Methoden bereiteten sie gut auf die Promotion vor. Viktoria erzählt: „Es war ein Moment, wo sich Interessen und Kompetenzen getroffen haben. Mir wurde klar, dass ich sehr gerne wissenschaftlich arbeite, deshalb konnte ich mir dann auch vorstellen zu promovieren.” Die Zusammenarbeit mit Professor Dr. Martin Engstler setzte Viktoria nach ihrem Abschluss als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich CREAM an der HdM fort.

Prof. Dr. Martin Engstler hat Viktoria bei ihrem Weg in die Promotion unterstützt – von der Themenfindung bis hin zur Suche nach einem Doktorvater. Eine Promotion war zu der Zeit nur in Zusammenarbeit mit einer Universität möglich. Es wurde schnell klar, dass Viktorias Weg ins Ausland führen würde. Zum einen war das dem gewählten Themenbereich “Neue Arbeitsformen für Kreative” geschuldet. Die Anzahl der Betreuer oder Betreuerinnen im Bereich der Kreativwirtschaft war innerhalb Deutschlands noch recht gering. Zum anderen reizte Viktoria die Chance, sich wissenschaftlich, interkulturell und sprachlich weiterzuentwickeln und sich ein internationales Netzwerk aufzubauen.

Der (digitale) Weg ins Ausland

Verschlagen hat es Viktoria für ihren PhD, also den internationalen Doktortitel, letztendlich nach Zypern. Eine Begegnung mit Professor Dr. Stavros Georgiades von der Frederick University Cyprus war der Auslöser dafür. Sie erzählt: „Es war eine glückliche Fügung, dass mein Doktorvater Gastprofessor an der HdM war.“ Im Mai 2019 – kurz vor dem Beginn ihrer Promotion im Oktober – lernten sich die beiden kennen. Prof. Dr. Martin Engstler, der Prof. Georgiades bereits aus langjähriger Zusammenarbeit persönlich kannte, übernahm die Zweitbetreuung.

Die Corona-Pandemie verlegte Viktorias Forschung größtenteils in den digitalen Raum. Eine Datenerhebung vor Ort war nicht möglich, ihr Forschungsdesign musste sie entsprechend anpassen. Den passenden Rahmen dafür bot das Projekt CINEMA, das im Rahmen des EU-Interreg Donauprogramm gefördert wurde: „Bei dem Projekt wurde ein virtueller Hackathon durchgeführt, den ich als Projektmanagerin auch mitgestaltet habe.” Über dieses Projekt ergab sich ein spannendes Erhebungsfeld für ihre empirische Arbeit das sich mit dem theoretischen Forschungsziel des PhD verbinden ließ. Der finale Titel ihrer Dissertation lautet: „Coordination and cooperation work of creative teams during a virtual hackathon for urban innovation in times of crisis.”

Nicht nur die Forschung, sondern auch die Kommunikation zwischen Zypern und Stuttgart verlief überwiegend digital. Mit ihrem Doktorvater und den Fakultätsleitern stand Viktoria in kontinuierlichem Kontakt. Die Entfernung stellte manchmal eine Herausforderung dar: „Auf digitalem Weg schleichen sich oft Missverständnisse ein. Es ist essenziell, sich auch live zu begegnen, um Menschen besser zu verstehen und Dinge zügiger zu klären.“ Die Termine mit ihren beiden Betreuern und dem erweiterten Research Advisory Committee führten wissenschaftlich-theoretische und anwendungsbezogene Perspektiven zusammen. Vor Ort in Zypern war sie wegen der Pandemie nur selten.

Beruflich Forschen

Als Projektmanagerin für internationale Gründungsprojekte im Startup Center der HdM verbindet Viktoria heute wissenschaftliche Arbeit mit Praxis. Besonders der starke Forschungsanteil bereitet ihr Freude. Vor Kurzem veröffentlichte sie zudem einen Beitrag über die Kooperation und Forschung kreativer Teams in einem Sammelband.

Die Stelle im Startup Center könnte bereits die Vorstufe für ihren weiteren beruflichen Weg sein: „Bei den Projekten, die ich betreue, ist Forschung und Lehre gekoppelt. Dadurch habe ich erkannt, dass mir das Lehren Spaß macht. Langfristig gesehen strebe ich also auf jeden Fall eine Professur an.”

Nachgehakt bei Prof. Dr. Martin Engstler

Was ist Ihnen als Betreuer, ganz besonders in Bezug auf Promotionen im Ausland, besonders wichtig?

Prof. Dr. Martin Engstler: Ein Promotionsvorhaben an einer internationalen Partnerhochschule kann sehr reizvoll sein. Man setzt sich zwangsläufig gleich zu Beginn mit einem erweiterten Forschungshorizont, das heißt, dem internationalen Forschungsstand, auseinander und hat damit auch einen schnelleren Zugang zur internationalen Forscher-Community in diesem Feld.

Für einen bestmöglichen Erfolg sind aber auch hier die Rahmenbedingungen vorab zu schaffen: Aus meiner Sicht basiert ein erfolgreiches kooperatives Promotionsprojekt mit einer internationalen Partnerhochschule auf einer perfekten Zusammenarbeit sowohl auf organisatorischer als auch auf persönlicher Ebene. Es sollten frühzeitig die Kooperationsgrundlagen (u.a. Aufnahmeanforderungen, Promotionsvereinbarung, ggf. relevante Gebühren), die geltenden formalen Regeln (z.B. Promotionsordnung, das Programm des Promotionsstudiums, üblicher Publikationsweg der Dissertation) und die Zuständigkeiten für alle formalen Prozesse geklärt und abgestimmt werden.

Außerdem kann eine frühzeitige Auseinandersetzung mit universitätsindividuellen oder auch kulturellen Gepflogenheiten im jeweiligen Land manche Missverständnisse jenseits des fachlichen Diskurses vermeiden und zudem auch neue Erfahrungen ermöglichen.