Studieren mit Kind - Anne erzählt aus ihrem Studienalltag
Warum hast du dich für ein Studium an der HdM entschieden und warum gerade für diesen Studiengang?
Für mich war Integriertes Produktdesign der ideale Studiengang, um meine Kreativität auch beruflich anzuwenden und das weiterzuentwickeln, was ich gut kann. Mir hat der hohe Projektanteil und die Familiarität gefallen, was mir dann später auch mit Kind entgegenkam. Die Kombination der Fächer war im Vergleich zu anderen Hochschulen total überzeugend.
Hattest du schon vor Studienbeginn ein Kind?
Nein, ich bin Anfang des 5. Semesters, im Praxissemester, schwanger geworden. Einen Monat vor der Geburt habe ich mir Pause genommen und weiterstudiert, als mein Kind etwa viereinhalb Monate alt war.
Was hat dich motiviert, dein Studium weiter zu machen?
Für mich stand fest, dass ich das Studium fortsetzen möchte – auch mit Kind. Zu Beginn war es für mich kaum vorstellbar, wie ich das alles unter einen Hut bekommen soll. Aber Schritt für Schritt findet man einen Weg. Neben den Herausforderungen gibt es auch Vorteile, die ich zu schätzen weiß. Zum Beispiel die Flexibilität, die ein Studium im Vergleich zu einer Festanstellung bietet. Mit Kind ist so wenig planbar, aber Vorlesungen lassen sich doch irgendwie organisieren. Der Orga-Teil hat mich am Anfang verunsichert, aber inzwischen hilft es mir, im aktuellen Moment zu sein und zu schauen, was ich brauche. In ein paar Monaten können diese Bedürfnisse durch die Entwicklung des Kindes schon wieder ganz anders aussehen.
Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
Aktuell darf ich ganz Mama für mein Kind sein. Sie ist bei allem dabei. Wir erleben den Alltag beim Kochen, Einkaufen und Putzen gemeinsam. Dazwischen bleibt Zeit für lange Erkundungstouren in der Natur, für Spielplätze und für Treffen mit anderen Müttern und ihren Kindern. Während meines Studiums haben wir uns als Familie jedes Semester neu organisiert und feste Tage oder Zeiten für alles festgelegt. Mein Partner ist voll berufstätig, war aber einige Monate in Elternzeit und hat sich hin und wieder Urlaub für mein Studium genommen. Flexibilität und die Dinge immer wieder neu anzugehen und zu planen, sind da wirklich das A und O. Ich habe dadurch gelernt, wenig Zeit effizient zu nutzen und die Abwechslung durch das Studium im Vergleich zur Rolle als Mama sehr geschätzt.
Welche Schwierigkeiten hast du als Mutter bei deinem Studium am meisten empfunden?
Wie wenig Zeit tatsächlich bleibt und wie sehr sich die Prioritäten verschieben! Das tut einerseits gut, andererseits war es aber auch erst einmal eine ganz schöne Umstellung. Für mein Studium, das mir sehr viel Freude bereitet hat, konnte ich nicht mehr so viel Aufmerksamkeit widmen wie vorher. Das klassische Studentenleben stand erstmal hinten an, und meine wichtigen Themen waren auf einmal ganz andere als die meiner Kommiliton:innen. Unter anderen Mamas war ich als Studentin eher die Ausnahme. Gleichzeitig hat mir das auf eine ganz neue Art und Weise Flexibilität und Freiheit gegeben, die ich sehr geschätzt habe. Ich fühle mich auf meinem individuellen Lebensweg total angekommen. Es ist eine Umstellung – keine Frage-, aber rückblickend ist das alles schon gut so.
Welche Angebote oder Unterstützungsmaßnahmen der HdM hast du genutzt?
Zu Beginn habe ich mich an das Familienbüro gewandt, um mich über meine Möglichkeiten und Rechte zu informieren. Das Familienbüro war auch immer wieder meine Anlaufstelle, wenn es Schwierigkeiten mit Prüfungen gab. Für die Lehrveranstaltungen haben wir individuell entschieden, ob ich eine alternative Prüfungsleistung erbringen, online teilnehmen oder mir den Inhalt eigenständig erarbeiten kann. Welche Möglichkeit passend war, hing vom Dozierenden und dem jeweiligen Fach ab. Das Alter meines Kindes hat dabei auch immer mitgespielt. Ich habe z. B. auch gehört, dass Babys gut zu einer Veranstaltung mitgenommen werden können. Das kam für mich zu dem Zeitpunkt allerdings nicht infrage. Für meine Bachelorarbeit hatte ich durch den Nachteilsausgleich eine längere Bearbeitungszeit.
Was war die wichtigste Erkenntnis, die du beim Studieren mit Familienverantwortung gewonnen hast?
Es finden sich immer Menschen, die einen unterstützen und weiterhelfen. Es hilft, sich einzugestehen, dass man diesen Beistand braucht. Mein Umfeld hat mir vieles leichter gemacht. Ich habe nicht mehr allein studiert. Mein Partner, meine Familie, meine Kommiliton:innen und meine Dozierenden waren dadurch viel präsenter und involvierter. Wie es so schön heißt: „It takes a village.” Ich bin offen mit dieser Situation umgegangen und dankbar für jede Möglichkeit, die sich dadurch ergeben hat.
Hast du schon eine Idee wie es für dich weitergeht?
Ich freue mich aktuell einfach ganz Mama zu sein. Die meisten Mamas nehmen ein Jahr Elternzeit, bis sie wieder arbeiten gehen. Das hatte ich durch das Studium nicht. Dadurch genieße ich gerade keine Doppelbelastung zu haben und mich dem Lebensabschnitt Familie ganz hinzugeben. Langfristig bin ich offen für berufliche Weiterentwicklung. Die Ideen schlummern in mir und dürfen reifen, bis mein Kind selbstständiger ist.
Welche Tipps hast du für Mütter, die sich überlegen zu studieren?
Die Ansprechpartner:innen an der HdM sind eine große Stütze und helfen dir deine individuelle Situation einzuschätzen und einen Plan zu machen. Es findet sich auf jeden Fall ein Weg, beides zu vereinen, und die Aufgaben lassen einen wachsen.
Herzlichen Dank liebe Anna für das offene Gespräch und die Eindrücke aus deinem Alltag als Mama und Studentin.